Nein zum ICE-Werk
Heilsbronn – Ketteldorf – Müncherlbach – Raitersaich
Am 29. April 2021 hat die Deutsche Bahn auf ihrer Internetseite vollmundig verkündet, dass es weitere Standortkandidaten für ihr geplantes ICE-Werk Nürnberg gibt. Nachdem es massiven Widerstand gegen die geplante Errichtung des ICE-Werks bei Altenfurt – im Osten Nürnbergs – gibt, weil dort rund 45 Hektar Bannwald geopfert werden sollen, zaubert die Deutsche Bahn jetzt acht weitere Standorte im Südosten, Süden und Südwesten Nürnbergs aus dem Hut.
Damit versucht sie jetzt diese extrem unpopuläre Einrichtung in der Peripherie Nürnbergs zu installieren, weil sie in der Provinz offensichtlich weniger Widerstand gegen das ICE-Werk Nürnberg befürchtet.
Aber da hat sich die Deutsche Bahn gründlich getäuscht!
Alleine drei dieser Standorte betreffen die Kommune Heilsbronn, also ein Drittel der potentiellen Standortkandidaten:
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Heilsbronn-Ketteldorf-Höfstetten – nördlich des Bahnübergangs
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Müncherlbach-Göddeldorf-Weiterndorf – südlich der Bahnlinie über die B14
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Raitersaich-Müncherlbach-Buchschwabach
Interresant ist, dass geeignete Standorte, wie der Rangierbahnhof Nürnberg, sehr schnell aus der Planung verschwunden sind und dass es keinerlei Standortkandidaten im Norden und Nordwesten Nürnbergs gibt, wo die eigentlichen ICE-Strecken Richtung Frankfurt am Main und Berlin verlaufen. Einzig Allersberg liegt noch direkt an der ICE-Schnellstrecke Richtung München. Die Strecke Nürnberg-Ansbach-Würzburg hingegen wird nur als Umleitungsstrecke für den ICE-Verkehr genutzt, wenn die Direktverbindung Nürnberg-Würzburg überlastet ist.
Außerdem hat sich die Deutsche Bahn eine goldene Nase dabei verdient, als sie vor wenigen Jahren ihre Industriebrachen an der Brunecker Straße an die Stadt Nürnberg verkaufte, die dort jetzt ein neues Wohn- und Universitätsquartier entwickelt. Diesen „Verlust“ an geeigneten Industrieflächen versucht man jetzt im Umland billig zu kompensieren.
Es wirkt schon etwas befremdlich: da gibt es Kommunen, die das ICE-Werk gerne hätten. Aber die bekommen es nicht, weil sie zu weit entfernt von Nürnberg lägen, wie das geplante Gewerbegebiet Interfranken am Autobahnkreuz Feuchtwangen/Crailsheim.
Wo hingegen jene Kommunen, denen es vor die Nase gesetzt werden soll, es absolut nicht wollen, weil es für deren Bevölkerung, deren Umfeld und für die Natur eine echte Katastrophe wäre.
Negative Auswirkungen auf die Natur
- Abholzung wertvollen Baumbestandes und Versiegelung der betroffenen Flächen:
Vor nicht allzu langer Zeit reklamierte Nürnberg Korridore für die Frischluftzufuhr zur Frankenmetropole. Hiermit wird ein Teil der grünen Lunge Nürnbergs beseitigt - Zerstörung von Naherholungsgebieten sowie Ruhe- und Rückzugszonen für Mensch und Tier:
Nicht nur wir gestressten Menschen, auch die durch den Menschen beeinträchtigten Tiere, brauchen Orte um sich zu regenerieren - Massiver Eingriff in den Grundwasserhaushalt einer ohnehin von zunehmender Trockenheit geplagten Region Westmittelfrankens:
Die Bürger Heilsbronns und ihrer Ortsteile werden im Sommer darauf hingewiesen, kein Trinkwasser zum Gießen zu verwenden aber dieses ICE-Werk würde das Grundwasser in großen Mengen zum Waschen der Züge verschwenden.
Negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt
- Die Nähe der Bahnlinie sowie des ICE-Werks zur Wohnbebauung Heilsbronns wirkt sich negativ auf die Gesundheit der Anwohner aus und macht krank:
Lärmbelästigung rund um die Uhr, durch einen 24 Stunden-Betrieb an sieben Tagen in der Woche, bringt die Bürger um ihren Schlaf - Die Magistrale Nürnberg – Stuttgart ist heute schon eine bis an die Belastungsgrenze genutzte Hauptschlagader für den europäischen Güterverkehr per Bahn in Ost-West-Richtung:
Der bereits jetzt durch Güterzüge verursachte Lärm wird durch die permanenten Lärmemissionen des ICE-Werks ins Unerträgliche verstärkt - Beeinträchtigung der Wohn- und Lebensqualität betroffener Anwohner Heilsbronns und der angrenzenden Ortsteile:
- Bei Variante Heilsbronn-Ketteldorf-Höfstetten vor allem:
Heilsbronn (Zentrum, Norden, Westen), Lerchenbühl, Ketteldorf, Höfstetten, Neuhöflein, Betzendorf, Bonnhof, Bürglein und Böllingsdorf - Bei Variante Müncherlbach-Göddeldorf-Weiterndorf vor allem:
Heilsbronn (Zentrum, Osten und Süden), Weiterndorf, Gottmannsdorf, Müncherlbach, Göddeldorf, Seitendorf, Trachenhöfstatt, Betzmannsdorf, Weißenbronn und Triebendorf -
Betroffen sind zusätzlich die Einwohner der umliegenden Ortsteile der Nachbarkommunen von Neuendettelsau, Petersaurach, Dietenhofen, Großhabersdorf, Rosstal und Rohr
- Bei Variante Heilsbronn-Ketteldorf-Höfstetten vor allem:
- Entwertung der Eigenheime und anderer Immobilien rund um das ICE-Werk:
Dem Renommee Heilsbronns als attraktiver Wohnort kann das ICE-Werk nur schaden, denn es würde keiner mehr freiwillig in unsere historische Münsterstadt ziehen. Geschweige denn würde jemand in Erwägung ziehen hier eine Immobilie käuflich zu erwerben.
Negative Auswirkungen auf die Landwirtschaft
- Zerstörung der Existenzgrundlage der bäuerlichen Landwirtschaft:
Durch die Vernichtung landwirtschaftlich genutzter Flächen, für die es keinen Ersatz gibt, werden bestehende Agrarbetriebe zur Aufgabe gezwungen. - Beeinträchtigung v.a. der Bio-Landwirtschaft durch Schadstoffe:
Der Bio-Demeter-Hof Käser und der Bio-Milchhof Weiß, beide aus Betzendorf, wären beeinträchtigt durch den Eintrag von Schadstoffen aus Emissionen des ICE-Werks auf ihre Felder
Negative Auswirkungen auf Kultur und Soziales
- Schaden für das Wohnstift in der Frühlingsstraße:
Da bestimmt keine betagten Senioren in ein Wohnstift ziehen, wenn dieses keine Aufenthaltsqualität mehr bietet, weil die Möglichkeit von Spaziergängen in freier Natur und die Ruhe des Waldes – oder vielmehr die Ruhe generell – dort dann Geschichte sind. - Einbußen für den Kindergarten „Peter Pan“:
Eltern würden den Kindergarten nur noch als Notlösung für ihre Kinder in Erwägung ziehen, um deren Kindeswohl nicht leichtfertig zu gefährden. Die Kinder könnten nicht mehr die wertvollen Erfahrungen in der Natur um die Ecke, im Wald und auf den Wiesen machen. Stattdessen hätten sie nur noch Lärm und eine triste Gleislandschaft vor Augen - Open Air-Veranstaltungen, wie z. B. Konzerte am Münsterplatz, verlieren an Attraktivität:
Wenn regelmäßig in der Nähe ein Signalhorn mit einer Lautstärke von weit mehr als 100 Dezibel getestet wird, was der Lautstärke eines startenden Militärjets entspricht, wird jeglicher Kunstgenuss im Keim erstickt - Todesstoß für den ohnehin kaum vorhandenen Tourismus:
Pilgern und (Rad-)Wandern wird unattraktiv, denn sowohl der Main-Donau-Fernwanderweg als auch der Fränkische Camino, der – von Herrn Paul Geißendörfer, Pfarrer i. R. – wiederbelebte Jakobsweg zwischen Nürnberg und Rothenburg o.d.T., durchqueren just das Waldgebiet, das für das ICE-Werk gerodet werden müsste. Und welcher Tourist ergötzt sich an der (Lärm-)Kulisse eines ICE-Werks?
Negative Auswirkungen auf die kommunale Infrastruktur
- Kaum neue Arbeitsplätze zu erwarten:
Die Deutsche Bahn spricht zwar von ca. 450 Arbeitsplätzen in dem neuen Werk, aber diese werden wohl größtenteils mit schon vorhandenem Personal besetzt werden. - Gewerbesteuereinnahmen sind nicht zu erwarten:
Um gewerbesteuerpflichtig zu werden, müsste die Deutsche Bahn eine in der Kommune ansässige Dependance gründen, was wiederum kontraproduktiv für deren Konzerngewinn wäre - Wohin mit dem Abwasser, das durch die Reinigung der ICE-Züge anfällt?
Nach und nach wurden sämtliche Ortsteile an die zentrale Kläranlage in Weiterndorf angeschlossen. Aber die hat so langsam ihre Leistungsgrenze erreicht - Was geschieht mit dem Oberflächenwasser der versiegelten Gebäude- und Grundstücksflächen?
Weiteres Schmutzwasser, das der Behandlung in einer Abwasserkläranlage bedarf - Woher kommt die elektrische Energie und wie kommt sie ins Werk?
Der Energiehunger eines solchen Betriebs lässt weitere Überlandleitungen in der Landschaft befürchten - Wie erfolgt die Anbindung an den Straßenverkehr und wie wird sich das zusätzliche Verkehrsaufkommen auf die bestehende Infrastruktur auswirken?
Beschäftigte des ICE-Werks müssen irgendwie das Betriebsgelände erreichen, sei es per Bahn oder per Individualverkehr. Letzteres bedeutet zusätzliches Verkehrsaufkommen, in und um Heilsbronn, zu jeglicher Tages- und Nachtzeit.
Übrigens:
Die Deutsche Bahn hat klammheimlich das Wording in ihren Kriterien für die Standortauswahl geändert. Am 29.04 hieß es dort noch „Nicht in einer signifikanten Siedlung gelegen“. Seit 04.05 steht dort „Keine unmittelbare Inanspruchnahme von signifikanten Siedlungsflächen“.
Das ist in unseren Augen ein signifikanter Unterschied, denn plötzlich ist der Abstand oder vielmehr die Nähe zu einer Siedlung kein Kriterium mehr, solange die Wohnbebauung nicht direkt als Teil der Werksfläche betroffen ist.