Alte Klosterbrauerei Heilsbronn – Erweitertes Nutzungskonzept

Ermittlungsauftrag des 1. Bürgermeisters vom 10.02.21 an die Fraktionen

Ergänzende Überlegungen des Arbeitskreises „Gastronomie und Touristik der Freien Wähler Heilsbronn e.V.“ zum Positionspapier der FW-Stadtratsfraktion zur künftigen Nutzung des ehemaligen Brauereigeländes → siehe auch Nutzung des ehemaligen Brauereigeländes

Inhalte

  1. Status
  2. Wesentliche strategische Ziele
  3. Kern und konkrete Inhalte
  4. Zielgruppen
  5. Wesentliche Erfolgsvoraussetzungen
  6. Ausgewählte Finanzierungsformen
  7. Was unser Konzept abrundet
  8. Zusammenfassung und Empfehlungen

1. Status

Vor dem Hintergrund des Laden- und Gaststättensterbens der letzten 25 Jahre in der Heilsbronner Innenstadt und trotz der Erfolge zur Ortskernverschönerung, stellt der Verfall der ehem. Klosterbrauerei an zentraler Stelle für Bürgermeister und Stadtrat eine besondere Herausforderung dar.

Mehrere völlig unterschiedliche Konzepte wurden bisher teils gedanklich, teils planerisch durchgespielt – alle haben sich aus verschiedenen Gründen zerschlagen. Auf den jüngsten Fehlschlag folgte der o.a. Auftrag des 1. Bürgermeisters, denk- und finanzierbare Ideen für Nutzungsmöglichkeiten des Brauereikomplexes und -areals zu erarbeiten.

Das von der FW-Fraktion entwickelte und mehrheitlich abgestimmte Konzept stellt in erster Linie auf eine musikalische und kulturelle Nutzung der Gebäude ab und sieht dabei die Einrichtung einer sanften Gastronomie vor. Der Arbeitskreis hat es sich in diesem Kontext zur Aufgabe gemacht, Denkanstöße zur Wiederbelebung der alten Brauerei-Gaststätte zu geben.

2. Wesentliche strategischen Ziele

Neben den kulturpolitischen Zielen aus dem von der FW Fraktion eingereichten Konzept, welches wir vollinhaltlich unterstützen, sehen wir weitergehende strategische Ziele, die wir zum Wohle der Stadt Heilsbronn und ihrer Bürger umsetzen wollen:

  • Leben in die Innenstadt bringen – auch nach Geschäftsschluss
  • Stärkung der touristischen Infrastruktur der Stadt Heilsbronn
  • Wiederbelebung des gastronomischen Angebotes für unsere Bürger, Touristen, Geschäftsreisende, Tagungsgäste, Jakobspilger und Kulturschaffende
  • Ergänzung und Ausweitung des bestehenden gastronomischen Angebotes für Familienfeiern, Jubiläen, Tagungen und Events
  • Förderung von Vereinstätigkeit und Geselligkeit
  • Nutzung des bereits absehbaren Leerstandes im Sparkassengebäude
  • Attraktiver Grünstreifen als Durchgang zwischen Innenstadt und Klosterweiher

3. Kern und konkrete Inhalte

Die Stadt Heilsbronn erwirbt das ehemalige Brauereigelände, saniert und ergänzt die bestehenden Gebäudeteile unter Nutzung aller verfügbaren Zuschussmöglichkeiten, um die Belastung des städtischen Haushalts auf ein Minimum zu reduzieren.

Der Schwerpunkt des späteren Betriebes wird in den Bereichen Kultur und Gastronomie liegen. Dabei spielt u.a. die Musikschule Heilsbronn in Trägerschaft der Stadtkapelle Heilsbronn e.V. als Ankernutzer eine zentrale Rolle. Das Gastronomie-Konzept sieht die Wiederbelebung der alten Biermarke „Klosterbräu“ vor. Beim Speisenangebot liegt der Schwerpunkt auf einer frischen, fränkisch-internationalen Küche. Wobei Rohstoffe und Zutaten direkt aus der Region für die nötige Nachhaltigkeit sorgen.

Die zur Hauptstraße hin gebaute ehemalige Gaststätte, die sich über Jahrzehnte hinweg, dank fränkischer Küche und gepflegter Stammtischkultur, bei den Heilsbronner Bürgern und Gästen sehr großer Beliebtheit erfreut hatte, sehen wir als einen zentralen Baustein bei der Wiederbelebung der Innenstadt. Das architektonisch sehr ansprechende, authentische und dominierende Gebäude muss daher unbedingt wieder für gastronomische Zwecke ertüchtigt werden. Ohne den optisch störenden Anbau, könnte dieses Gebäude wieder ein sofort sichtbares und einladendes Juwel in unserer Innenstadt werden. Der Arbeitskreis sieht daher, wie bereits im Positionspapier der FW-Stadtratsfraktion alternativ vorgeschlagen, die Nutzung dieses Hauses v.a. für gastronomische Zwecke vor.

Die Nutzung der hinteren Gebäudeteile sollte hingegen der Kultur vorbehalten sein. Hier sehen auch wir die Unterbringung der Musikschule und deren Verwaltung, Proben- u. Orchesterarbeit der Stadtkapelle Heilsbronn e.V. und anderer musikalischer Gruppierungen wie z.B. der Heilsbronner Gesangvereine und/oder anderer kultureller Vereinigungen und Verbände als oberste Priorität an.

Für die sanierte Brauhalle empfehlen wir eine „Gemischte Nutzung“ zwischen Kultur und Gastronomie. Hier kann man sich sowohl Familienfeiern/Hochzeiten/ Firmenjubiläen als auch Lesungen, kleinere Konzert- u. Kabarettaufführungen, Veranstaltungen des Kunstraumes Heilsbronn, Kulturvereins etc. außerhalb des regelmäßigen Musikschul- sowie Proben- und Orchesterbetriebes vorstellen.

Ein Cafe- bzw. Biergartenbetrieb im Sommerhalbjahr im ehemaligen Brauereihof könnte das gastronomische Angebot vervollständigen.

Zusammengefasst würde dies dann bedeuteten …

  1. Anbieten eines ausgesuchten Angebotes an hochwertigen „klösterlich-fränkischen“ Speisen u. Getränken in neu renovierten Räumlichkeiten unter professioneller Leitung, idealerweise mit angeschlossener (Klein-) Brauerei nur für die Gaststätte und Karton-Tragerl als Souvenir/Mitbringsel
  2. Wiederbelebung der Marke „Heilsbronner Klosterbräu“ in Form einer Kommun-Brauerei.(vgl. dazu auch → https://www.kommunbraeu.de ) (M. Gundel als letzter „Brauherr“ macht weder Namens- noch Rezeptrecht geltend, Stichwort „Perle“)
  3. „Eventgastronomie“ mit Kleinkunstbühne in der Brauereischeune für bis zu 100 Zuschauer für Kleinkunst, Theater, Musik, Kabarett, Lesungen etc. zur Stärkung der kulturellen Infrastruktur der Stadt
  4. Förderung der gepflegten fränkischen Stammtisch-Kultur in Teilbereichen der renovierten Räumlichkeiten, evtl. Nischen/ Nebenzimmer für Kartler
  5. Räumlichkeiten für (unterschiedlich große) Familienfeiern mit bis zu 100 Gästen, die gerne des o.g. gastronomische Angebot nutzen möchten (Kein Self-Service!) und Bewirtungsmöglichkeit für Touristenbusse
  6. Vorsehen eines Biergartenbetriebes im idyllischen Brauereihof im Sommerhalbjahr
  7. Einige wenige Gästezimmer, praktischerweise untergebracht im OG des ehemaligen Gasthauses, um u.a. den Lärmschutz bei lfd. Musikschul- u. Kulturbetrieb für die Übernachtungsgäste zu gewährleisten, könnten das gastronomische Konzept abrunden.

Unter Berücksichtigung der oben skizzierten gastronomischen Chancen sehen wir hier eine Symbiose, also ein funktionales Zusammenleben zwischen Kultur und Gastronomie zum Vorteil beider Seiten.

Einer möglichen Konkurrenz/Knappheit bei den Räumlichkeiten könnte durch eine Nutzung bereits jetzt leerstehender Räumlichkeiten im Sparkassengebäude begegnet werden. Wir empfehlen hier eine umgehende Prüfung der potenziellen Möglichkeiten.

4. Zielgruppen

  1. Mitglieder der Heilsbronner Kulturszene: Stadtkapelle/Musikschule/Gesangvereine und andere Kulturschaffende die auf geeignete Räumlichkeiten angewiesen sind.
  2. „Gastronomische Anlaufstelle“ für Reisegruppen/Münsterbesucher v.a. im Sommer-halbjahr und vor- und nach Veranstaltungen im Münsterumfeld.
  3. Erweiterung/Ergänzung des bisherigen gastronomischen Angebotes um eine „Eventgastronomie“ für Einheimische und Gäste aus der näheren UND weiteren Umgebung.
  4. Kulturinteressierte (Theater, Kabarett, Musik) Heilsbronner/Gäste im Rahmen kleinerer bzw. mittelgroßer Veranstaltungen.
  5. Größere und kleinere Familienfeiern/Hochzeiten/Jubiläen etc.
  6. Freunde/Freundinnen der Pflege der fränkischen Stammtischkultur und -Kulinarik
  7. Tagungsgäste im idyllischen Münsterumfeld (in Ergänzung zum RPZ)
  8. Stilgerechte und angemessene Bewirtung für offizielle Gäste der Stadt Heilsbronn

5. Wesentlichen Erfolgsvoraussetzungen

  • Um die Vorschläge der Freien Wähler realisieren und ein verträgliches Miteinander von kultureller und gastronomischer Nutzung gewährleisten zu können, bedarf es bereits bei der Vorplanung, zusammen mit dem Architekturbüro, einer engen, detaillierten und zukunftsfähigen Abstimmung.
  • Die Gastronomie und die angeschlossenen, neu geschaffenen Räumlichkeiten brauchen auf jeden Fall eine professionelle Leitung – alles andere ist zum Scheitern verurteilt. Der „DeHoGa“ (Hotel- u. Gaststättenverband) erstellt akzeptierte Masterplan-Konzepte.
  • Das bereits etablierte Citymanagement bietet sich für das Management der Umsetzung an (z.B. Suche nach Investor, Leerstandsdatei, Bewerbung des Objekts, Gründung einer Gesellschaft, Steuerung des Crowd-Funding-Prozesses etc.).
  • Heilsbronn und sein alt-ehrwürdiges Münster hat ein hochwertiges gastronomisches und kulturelles Angebot verdient! – Kein Schnellrestaurant oder „Kultur To Go“. Ein anerkannt guter, motivierter junger Koch, der lokal verwurzelt ist, zeigt bereits Interesse.
  • Orientierung an bereits realisierten, erfolgreichen Projekten z.B. Kulmbacher Kommunbräu eG (vgl. dazu auch → https://www.kommunbraeu.de). Uns stehen erfolgreiche Gastronomen aktuell als Berater zur Verfügung.

6. Ausgewählte Finanzierungsformen

  • Privatwirtschaftlich (Investor) mit anschl. Verpachtung an den Betreiber.

Ein erstes Gespräch mit einem potenziellen Investor fand am 22. März statt. Ein regionaler Bauunternehmer, mit Verbindungen zu einem bewährten Kreis weiterer Investoren und zu Hoteliers und erfolgreichen Gastronomen befand, dass man ein solches Projekt privatwirtschaftlich stemmen sollte. Allein schon wegen der Steuervorteile, die eine Gemeinde/Stadt so nicht bekommen kann. Der Unternehmer zeigte sich sehr interessiert und zuversichtlich, dass ihm das mit seinem Team gelingen könnte. Auf Frage, ob man Gaststätte und Brauereischeune auch getrennt erwerben und für die beabsichtigten Zwecke sanieren, um- und ausbauen könnte, meinte er, dass es aus den genannten steuerlichen Gründen sinnvoll wäre, die Projektteile gemeinsam privatwirtschaftlich anzugehen. Die Miteinbeziehung des benachbarten Anwesens Hauptstr. 2 zur Erweiterung der Gastroräume empfindet er als sinnvoll. Er werde sich die erforderlichen Informationen vorab einholen, sich jedoch -coronabedingt- nicht vor Ende Juni entscheiden. Im positiven Fall nimmt er dann erneut Kontakt mit uns und der Stadt Heilsbronn auf.

  • Kompletterwerb und Sanierung durch die Stadt unter Nutzung höchstmöglicher Zuschüsse und anschließende Verpachtung an den/die Betreiber (Gesellschaft)
  • Genossenschaftliche Finanzierung z.B. für Teile des Investments. Ein erfahrener Genossenschaftsgründer stünde uns zur Seite
  • „Crowd Funding“

Mit Crowdfunding (=Schwarmfinanzierung) lassen sich private Projekte, innovative Produkte, Immobilien, Startups, etablierte Unternehmen und vieles mehr finanzieren. Das Besondere beim Crowdfunding ist, dass eine Vielzahl von Menschen ein Projekt finanziell unterstützt und so möglich macht. Das was die Crowd als Gegenleistung für Ihr Geld erhält, hängt vom gewählten Crowdfunding-Modell ab. → siehe: https://www.crowdfunding.de/was-ist-crowdfunding/

7. Was unser Konzept abrundet

  • Nachhaltigkeit durch überwiegend lokale Kreisläufe, d.h. Rohstoffversorgung der Gastronomie weitestgehend durch lokale Produzenten, Landwirte, Betriebe (Fleisch, Eier, Milch, Getreideprodukte, Obst, Gemüse, Brände, Liköre …).
  • Inklusion statt Ausgrenzung: Prüfung der Einbeziehung/Beschäftigung von Menschen mit Handicap im Service und anderen geeigneten Bereichen (Bedienung, Küchenhilfen, Zimmerservice, Spülen, Reinigung, Desinfektion …).
  • Die Erlöse einer teilweise privatwirtschaftlichen, gastronomischen Nutzung (Pachteinnahmen) würden Einnahmen für die Stadt generieren.
  • Eine überwiegend tagsüber stattfindende Nutzung des ehemaligen Brauereigeländes durch die Musikschule belebt die Innenstadt tagsüber, die zusätzliche gastronomische Nutzung bringt auch in den Abendstunden und am Wochenende mehr Leben in die Innenstadt.
  • Eine Miteinbeziehung des teilweise leerstehenden Sparkassengebäudes in die Raumplanung (Büros/kleinere Veranstaltungen) würde darüber hinaus eine eventuelle Raumknappheit deutlich entspannen

8. Zusammenfassung und Empfehlungen

  1. Das von der FW Fraktion vorgelegte Konzept zur Nutzung des ehemaligen Brauereigeländes sehen wir als Basisvorschlag, den wir vollinhaltlich unterstützen.
  2. Unsere hier vorgelegten, ergänzenden Überlegungen sollen darüber hinaus Denkanstöße zur kulturellen und gastronomischen Nutzung des ehemaligen Brauereigeländes geben.
  3. Wir empfehlen eine Einbeziehung des bereits im städtischen Besitz befindlichen „Scheuerlein-Hauses“ in die Planungen und eine Prüfung der Chancen/Bedingungen zur Nutzung leerstehender Räumlichkeiten im Sparkassengebäude.
  4. Um all die skizzierten positiven Effekte realisieren zu können, bedarf es intensiver Vorbereitungen und eines professionellen Managements bei der Umsetzung. Wir haben hier bereits erste „Fühler“ ausgestreckt (siehe oben), um eine fachliche Expertise bereits frühzeitig einbringen zu können.
  5. Um auch wirklich alle zur Verfügung stehenden planerischen Ressourcen zu nutzen, empfehlen wir die verantwortliche Einbeziehung des City-Managements in Planung, Management und Ausführung des Projektes.

Aus Sicht des Arbeitskreises bietet sich mit der Neuausrichtung der Nutzung des ehemaligen Brauereigeländes eine einmalige Chance, die Heilsbronner Innenstadt langfristig erfolgreich wieder zu beleben. Dazu bedarf es jetzt einer klugen und überlegten Vorgehensweise. Wir sind von der oben aufgezeigten Symbiose von Kultur und Gastronomie überzeugt. Wir sollten diese Chance nicht ungenutzt lassen.

Heilsbronn, 23.03.2021

Arbeitskreis Gastronomie und Touristik der Freien Wähler Heilsbronn e.V.

Bernhard Pfützner – Heike Kamm-Zeilinger – Peter Stemmer